Was ein Aus- und Ableitungsverfahren?
Eine Vielzahl von Krankheiten wird durch die Fließeigenschaften des Blutes beeinflusst. Der Zustand des Blutes kann sich negativ auf den Gesundheitszustand auswirken, weshalb beim Aderlass eine bestimmte Menge Blut entnommen wird. Das wirkt entstauend und regt, weil der Aderlass mit einem Flüssigkeitsverlust einhergeh, eine ausgleichende Neubildung des Blutes an. Das Resultat? Aus den Zellzwischenräumen eiweißarmes sogenanntes Exsudat in die Blutgefäße nach.
Das Exsudat sorgt für eine Verdünnung des Blutes und senkt den Hämatokritwert (Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut). Die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) können sich dadurch leichter bewegen und das Blut fließt besser – auch durch sonst schlecht durchblutete Areale. Ein Aderlass wirkt zudem Entzündungen entgegen und leitet schädliche Stoffe aus dem Körper ab. Der Therapie wird nachgesagt, eine beruhigende, krampflösende und schmerzlindernde Wirkung zu haben.
Zusätzliche Informationen
Der Hildegard-Aderlass orientiert sich an den Mondphasen. Er wird zwischen dem ersten und fünften Tag nach Vollmond durchgeführt. Insgesamt werden dabei etwa 150 bis 180 Milliliter Blut abgenommen. Hierfür wird ebenso eine oberflächliche Vene des Patienten mit einer hohlen Nadel punktiert. Es wird so lange Blut abgenommen, bis es nicht mehr dunkelrot, sondern hellrot ist. Das abgenommene Blut kann für die weitere Diagnostik untersucht werden.
Für die Behandlung sollte der Patient nüchtern sein, da Nahrung die Aussagekraft des Blutes beeinflussen kann. Außerdem sollte der Patient nach dem Aderlass eine bestimmte Diät, die Diät nach Hildegard, einhalten. Dazu gehört beispielsweise, dass drei Tage nach der Therapie nichts Gebratenes gegessen werden sollte. Des Weiteren wird empfohlen, die erste Mahlzeit des Tages warm zuzubereiten. Manchmal wird der Hildegard-Aderlass auch mit einer anderen Entgiftungstherapie kombiniert, dem Schröpfen.
Da der Hildegard-Aderlass der Umstimmung des Körpers dient, kommt er eher bei Stoffwechsel- und sogenannten Zivilisationskrankheiten zum Einsatz:
- Akne,
- Gicht,
- Neurodermitis,
- Durchblutungsstörungen,
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises,
- Bluthochdruck,
- Fettstoffwechselstörungen,
- Vorbeugung von Schlaganfällen und Herzinfarkten.
Bei dieser Form des Aderlasses richtet sich die Menge der Blutentnahme nach dem Alter des Patienten sowie nach seinen Blutdruck- und Hämatokrit-Werten. Das Verfahren wird normalerweise etwa einmal im Monat durchgeführt, also zwölfmal im Jahr. Bei der Behandlung von Hämochromatose (erhöhte Aufnahme von Eisen im Dünndarm) wird der Aderlass im Anfangsstadium jedoch einmal in der Woche angewendet, bis das Intervall schließlich verlängert werden kann. Oft wird der Aderlass dann zwischen einmal im Monat und viermal im Jahr durchgeführt. Beim Volumen-Aderlass wird eine oberflächliche Vene in der Armbeuge des Patienten mit einer Hohlnadel punktiert. Anschließend werden etwa 500 Milliliter Blut abgenommen.
Hier kann der Volumen-Aderlass bei verschiedenen, oft damit verbundenen Symptomen hilfreich sein:
- Polyglobulie
- Tinnitus
- Hyperlipidämie
- Kopfschmerzen
- Durchblutungsstörungen im Kopf
Außerdem kann er auch bei folgenden Erkrankungen zur Anwendung kommen:
- Adipositas
- Dyspnoe
- Asthma cardiale
- Schwindel
- Nasen- und Netzhautblutungen
- Hämochromatose
- Rheuma
- Hautkrankheiten
- Harnsaure Diathese
- Diabetes mellitus
Durch das Setzen von sogenannten Schröpfgläsern erzeugt man beim Patienten einen Unterdruck (Vakuum) an der Haut. Die Lage der Schröpfstellen orientiert sich am Tastbefund, d. h. es wird im Bereich von Myogelosen (muskuläre Verhärtungen) geschröpft. Je nach Lage der Schröpfstellen kann so über einen Reflex ein inneres Organ beeinflusst werden. Die Zuordnung der Organe zu den Hautstellen ist durch die Headschen Zonen bekannt und lässt dadurch Rückschlüsse auf belastete innere Organe zu. Diese Schröpfgläser werden direkt auf die Haut gesetzt. Die dabei auftretende vermehrte Durchblutung der Haut (wie bei einem Bluterguss) ist beabsichtigt.
Der „Lebenswecker“ ist ein Nadelungsgerät/Nadelwalze, an dessen Ende viele Stahlnadeln befestigt sind, die 1–2 mm tief in die Haut gestochen werden. Die Behandlung wird meist beiderseits der Wirbelsäule am Rücken durchgeführt (seltener an anderen Körperstellen). Der Heilpraktiker reibt hierbei ein hautreizendes Öl (Crotonöl) in die angeritzten Hautstellen, um einen Mikroblutaustritt zu veranlassen, der zu einer längerfristigen Verbesserung der Durchblutung und der Mikrozirkulation des Bindegewebes führt.